Dienstag, 27. Februar 2007

Terminologierecherche im Internet

Das Internet ist zwar eine tolle Informationsquelle, aber man findet auch viel Schrott. Oft ist es schwer zu entscheiden, was richtig (oder zumindest akzeptabel) ist und was nicht. Um zu bestimmen, wie zuverlässig eine bestimmte Quelle ist, würde ich folgende Prioritäten zuweisen:

1. Website des Kunden/Herstellers: Die Terminologie des Kunden hat Vorrang vor allem anderen. Wenn euch der Kunde kein Glossar zur Verfügung gestellt hat, lohnt es sich, die Website des Kunden zu durchforsten.

2. Website des Betriebssystemherstellers (bei Computerprodukten): Wenn ein Produkt auf einem Betriebssystem wie Microsoft Windows oder Apple OS X basiert, sollte man auch die Terminologie von Microsoft oder Apple in Betracht ziehen. Alle Betriebssystemhersteller unterhalten umfassende Websites mit hohem Informationsgehalt.

3. Website eines Mitbewerbers: Oft lohnt es sich, die Website eines Konkurrenten zu besuchen, v.a. wenn dieser Konkurrent eine marktführende Position inne hat. In diesem Fall richtet sich euer Kunde vielleicht nach der vom Martkführer verwendeten Terminologie.

4. Websites von renommierten Fachzeitschriften: Praktisch jede führende Fachzeitschrift betreibt eine Website, auf der man von Experten verfasste Artikel wie Produktreviews, Rezensionen, Kommentare usw. finden kann. Diese Artikel sind oft eine wertvolle Informationsquelle.

5. Öffenliche Enzyklopädien wie http://de.wikipedia.org: Viele Artikel sind von Experten geschrieben und deshalb terminologisch wertvoll. Nicht unbedingt als Primärquelle zu empfehlen, aber sehr nützlich, um die Gültigkeit eines anderswo gefundenen Begriffs zu bestätigen.

Mittwoch, 21. Februar 2007

Tipps zur Übersetzung von Benutzerhandbüchern

Viele Übersetzer verdienen sich mit der Übersetzung von Benutzerhandbüchern und ähnlichen Dokumenten ihren Lebensunterhalt. Deshalb ist diese Textkategorie gerade für die Sprachrichtung Englisch > Deutsch so wichtig.

Im Gegensatz zu allgemeinen, literarischen oder marketingbezogenen Texten, wo es in erster Linie auf den Stil ankommt, liegt der Schwerpunkt bei technischen Texten auf fachlicher Genauigkeit, korrekter Terminologie und leicht verständlicher Ausdruckweise.

In einem eher literarischen Text ist Abwechslung in puncto Wortwahl und Satzkonstruktion nicht nur angebracht, sondern sogar erwünscht. In einem Benutzerhandbuch würde ich allerdings davon abraten. Es hilft dem Anwender sehr wenig, wenn der Übersetzer in einem Satz von einem Dialogfeld, in einem anderen von einem Dialogfenster und in einem dritten von einer Dialogbox spricht oder wenn Anweisungen einmal im Imperativ und dann im Infinitiv geschrieben sind.

Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig Einheitlichkeit ist: einheitliche Terminologie, einheitlicher Stil, einheitliche Satzkonstruktion. In dieser Hinsicht lässt sich ein technischer Text fast wie eine mathematische Formel betrachten:

Wort A (Englisch) = Wort A (Deutsch)

NICHT:

Wort A (Englisch) = Wort A (Deutsch) ODER Wort B (Deutsch) ODER Wort C (Deutsch)

Beispiel: „Screen“ lässt sich auf vielerlei Weise übersetzen. „Bildschirm“, „Monitor“, „Anzeige“ oder sogar „Display“. Egal, wofür ihr euch entscheidet (bzw. was der Kunde will), verwendet eine und nur eine Übersetzung.

Das gleiche gilt für Satzkonstruktionen:

Für Anweisungen wie „To read a document, double-click the file icon“ gibt es mehrere Möglichkeiten:

A: Um ein Dokument zu lesen, doppelklicken Sie auf das Dateisymbol.
B: Doppelklicken Sie zum Lesen eines Dokuments auf das Dateisymbol.
C: Doppelklicken Sie auf das Dateisymbol, um das Dokument zu lesen.
D: Zum Lesen eines Dokuments auf das Dateisymbol doppelklicken.
...

Egal, für welche Konstruktion ihr euch entscheidet (A ist für mich die einfachste und deshalb angemessenste), seid konsequent und wechselt nicht zwischen mehreren Alternativen hin und her. Das würde den Leser unnötig verwirren.

Drückt euch so leicht verständlich wie möglich aus. Verwendet einfache Sätze, auch wenn sie für euch vielleicht zu einfach klingen. Ihr verfasst kein literarisches Meisterwerk, sondern einen Text, der benutzerfreundlich sein soll.

Beispiel:

Englisch: To zoom in on an element, select the Zoom tool located in the Tools panel, and click the element.

Alternative A: Durch Auswahl des im Bedienfeld „Werkzeuge“ befindlichen Vergrößerungswerkzeugs und anschließendes Klicken auf das gewünschte Element lässt sich dieses vergrößert darstellen.

Alternative B: Um ein Element vergrößert darzustellen, wählen Sie im Bedienfeld „Werkzeuge“ das Vergrößerungswerkzeug aus und klicken Sie dann auf das Element.

Alternative A hört sich elegant an und ist völlig korrekt. Alternative B ist zwar nicht so elegant, aber wesentlich einfacher formuliert und deshalb einfacher und schneller zu verstehen. Für mich ist Alternative B die bessere Lösung für ein Benutzerhandbuch, da selbst ein weniger gebildeter Leser die zu vermittelnde Information sofort begreift.

Versucht in einem technischen Text nicht, euch literarisch zu verwirklichen, sondern denkt an das Zielpublikum und passt euren Stil entsprechend an. Ihr habt eure Aufgabe erfolgreich gemeistert, wenn der Benutzer nicht merkt, dass er eine Übersetzung liest!

Dienstag, 20. Februar 2007

Fehler im Ausgangstext, Teil 2

Was für ein Zufall, dass ich letzte Woche von Fehlern im Ausgangstext sprach. Gestern machte ich eine Übersetzung für einen Kunden in Deutschland, ein Jeopardy-ähnliches Spiel für eine Website. In einem relativ kurzen Dokument fand ich gleich drei Sachen, die nicht ganz stimmten:


Problem 1:
Der flächenmäßig größte Bundesstaat der USA.
Antwortmöglichkeiten: Florida, Neu Mexiko, Kalifornien, Texas

Problem: Weder noch! Die richtige Antwort lautet Alaska.
Lösung: Antwort 4, Texas, ersetzt durch Alaska


Problem 2:
Riesige Tiere, die vor Jahrtausenden auf der Erde lebten.
Richtige Antwort: Dinosaurier

Problem: Dinosaurier lebten nicht "vor Jahrtausenden", sondern vor Millionen von Jahren!
Lösung: Übersetzt als "Giant animals that roamed the Earth millions of years ago."

Problem 3:
So werden Suchmaschinen auch genannt.
Richtige Antwort: Spider

Problem: Spider sind keine Suchmaschinen, sondern Programme, die von Suchmaschinen zum Durchforsten von Webseiten verwendet werden.
Lösung: Übersetzt als "Programs used by search engines to analyze web pages."

Durch selbstständiges Ausbessern von Fehlern dieser Art (ggf. nach Rücksprache mit dem Kunden) können wir Übersetzer den von uns gebotenen Service aufwerten.

Gerhard

Fehler im Ausgangstext, Teil 2

Was für ein Zufall, dass ich letzte Woche von Fehlern im Ausgangstext sprach. Gestern machte ich eine Übersetzung für einen Kunden in Deutschland, ein Jeopardy-ähnliches Spiel für eine Website. In einem relativ kurzen Dokument fand ich gleich drei Sachen, die nicht ganz stimmten:


Problem 1:
Der flächenmäßig größte Bundesstaat der USA.
Antwortmöglichkeiten: Florida, Neu Mexiko, Kalifornien, Texas

Problem: Weder noch! Die richtige Antwort lautet Alaska.
Lösung: Antwort 4, Texas, ersetzt durch Alaska


Problem 2:
Riesige Tiere, die vor Jahrtausenden auf der Erde lebten.
Richtige Antwort: Dinosaurier

Problem: Dinosaurier lebten nicht "vor Jahrtausenden", sondern von Zigmillionen von Jahren!
Lösung: Übersetzt als "Giant animals that roamed the Earth millions of years ago."

Problem 3:
So werden Suchmaschinen auch genannt.
Richtige Antwort: Spider

Problem: Spider sind keine Suchmaschinen, sondern Programme, die von Suchmaschinen zum Durchforsten von Webseiten verwendet werden.
Lösung: Übersetzt als "Programs used by search engines to analyze web pages."

Durch selbstständiges Ausbessern von Fehlern dieser Art (ggf. nach Rücksprache mit dem Kunden) können wir Übersetzer den von uns gebotenen Service aufwerten.

Gerhard

Fehler im Ausgangstext, Teil 2

Was für ein Zufall, dass ich letzte Woche von Fehlern im Ausgangstext gesprochen habe. Gestern machte ich eine Übersetzung für einen Kunden in Deutschland, ein Jeopardy-ähnliches Spiel für eine Website. In einem relativ kurzen Dokument fand ich gleich drei Sachen, die nicht ganz stimmten:


Problem 1:
Der flächenmäßig größte Bundesstaat der USA.
Antwortmöglichkeiten: Florida, Neu Mexiko, Kalifornien, Texas

Problem: Weder noch! Die richtige Antwort lautet Alaska.
Lösung: Antwort 4, Texas, ersetzt durch Alaska


Problem 2:
Riesige Tiere, die vor Jahrtausenden auf der Erde lebten.
Richtige Antwort: Dinosaurier

Problem: Dinosaurier lebten nicht "vor Jahrtausenden", sondern von Zigmillionen von Jahren!
Lösung: Übersetzt als "Giant animals that roamed the Earth millions of years ago."

Problem 3:
So werden Suchmaschinen auch genannt.
Richtige Antwort: Spider

Problem: Spider sind keine Suchmaschinen, sondern Programme, die von Suchmaschinen zum Durchforsten von Webseiten verwendet werden.
Lösung: Übersetzt als "Programs used by search engines to analyze web pages."

Durch selbstständiges Ausbessern von Fehlern dieser Art (ggf. nach Rücksprache mit dem Kunden) können wir Übersetzer den von uns gebotenen Service aufwerten.

Gerhard

Donnerstag, 15. Februar 2007

Unklarer oder fehlerhafter Ausgangstext

Was macht man, wenn der zu übersetzende Ausgangstext unklar ist oder Fehler enthält?

Diese Situation kommt relativ häufig vor - öfter als erwünscht. Manche Dokumente sind sehr gut geschrieben und so gut wie fehlerfrei. Bei anderen merkt man, dass der Autor nicht viel Wert auf eine klare Ausdrucksweise gelegt hat bzw. dass der Text nicht oder nur schlampig editiert wurde.

In einer perfekten Welt würde man natürlich sofort beim Kunden nachfragen. Aber oft ist das aus Zeitgründen nicht möglich oder der Kunde will mit solchen Bagatellen nicht belästigt werden und möchte, dass sich der Übersetzer selbst darum kümmert.

Was tun?

- EINFACHE FEHLER. Manche Fehler lassen sich leicht korrigieren - falsch geschriebene Produkt- oder Firmennamen oder eindeutige sachliche Fehler (wie z. B. "Dublin, UK" statt "Dublin, Ireland"). Hier einfach den Fehler ausbessern.

- FEHLERHAFTE STELLEN WEGLASSEN. If in doubt, leave it out. Ich bin ein großer Anhänger dieses Mottos. Lieber weglassen als einen Fehler einbauen. Aber natürlich geht das nicht immer (und in Hausaufgaben und Prüfungen schon gar nicht). Ganze Sätze kann man nicht einfach weglassen, aber kürzere Sachen schon, vor allem in Auflistungen.

- NEBULÖSE FORMULIERUNGEN. Oft ist der Ausgangstext so kompliziert oder einfach schlampig formuliert, dass man nicht genau weiß, was der Autor eigentlich sagen will. In diesem Fall kann man (so wie Dolmetscher das auch tun) einfach eine allgemeine Aussage hinzufügen, die gut klingt, auch wenn sie der Absicht des Autors vielleicht nicht 100% entspricht. Adjektive wie "effektiv", "effizient", "leistungsfähig" usw. sind immer gut.

Ein kleines Beispiel aus der Übersetzung, die ich heute morgen gemacht habe:

EN: [Registry Mechanic uses a high-performance detection algorithm to quickly identify missing and invalid references in your Windows registry.] These problems can occur for many reasons including being left-behind after the un-installation or incorrect removal of software, by missing or corrupt hardware drivers, or orphaned startup programs.

Problem: Was ist gemeint mit "including being left-behind"? Was ist "left-behind"?

Lösung: Ich machte im Deutschen eine Aufzählung daraus und fügte am Ende das höchst nützliche "o. ä." an.

DE: Für derartige Probleme gibt es vielerlei Gründe: Daten, die nach der Deinstallation oder der inkorrekten Entfernung von Softwareprogrammen weiterhin vorhanden sind, fehlende oder beschädigte Hardwaretreiber, ungültige Startup-Programme o. ä.

Gerhard

15. Februar, 9.30 Uhr

Sorry, dass ich gestern nichts geschrieben habe. Es war Valentinstag und habe einen halben Tag geschwänzt. Das muss auch mal sein :-)

Heute morgen mache ich eine Übersetzung für ZoneAlarm: Beschreibungen für Produkte von Partnerfirmen, die Kunden, die auf der Website von Zone Labs ein ZoneAlarm-Produkt kaufen, beim Checkout in einem sog. Cross-Sell-Bereich sehen. Die Texte sind eine Mischung aus Marketing und technischen Daten. Nicht weiter schwer und deshalb recht schnell zu übersetzen. Ich weiß, wir sind alle Idealisten und würden am liebsten nur Sachen übersetzen, die uns intellektuell ansprechen, aber für Leute, die sich ihren Lebensunterhalt als Übersetzer verdienen, sieht die Wirklichkeit so aus: mehr Übersetzen = mehr Verdienen. Und "mehr Übersetzen" geht nur, wenn man schnell übersetzt, und das kann man nur, wenn der Text entweder wirklich einfach ist oder wenn man mit der Materie vertraut ist. Deshalb ist es toll, wenn man ein paar Stammkunden hat, die einem immer wieder das gleiche Zeug schicken!

Gerhard